„Sanierung light“ am Kalkberg

Nachdem der Kalkberg im Mai der Stadt bereits zum Titel „Heimlichtuer des Monats“ verholfen hatte, hat er es nun auch in das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler für 2017/18 geschafft:

https://www.steuerzahler-nrw.de/Schwarzbuch-der-Steuergeldverschwendung-2017-2018/87217c99156i1p65/index.html

http://www.ksta.de/koeln/peter-bergers-satirischer-wochenrueckblick–muellhai–oper—in-koeln-ist-alles-im-eimer-28544180

http://www.rundschau-online.de/region/bund-der-steuerzahler-hier-werden-steuergelder-verschwendet—drei-beispiele-aus-koeln-28535914

http://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/bund-der-steuerzahler-verschwendung-100.html

Wir nehmen dies zum Anlass, vom Fortgang der Dinge am Kalkberg zu berichten: Wie berichtet, hatten die Stadt und der renommierte Gutachter Dr. Benner ihre Zusammenarbeit am Kalkberg im Januar beendet. Dr. Benner ist ein international anerkannter Spezialist für die Begutachtung und Sanierung von sog. Tailings – das sind aus Sedimentationsbecken aufgetürmte Hochdeponien wie der Kalkberg. Dr. Benners Sanierungsplan für den Kalkberg sah unter anderem einen massiven Materialauftrag an den Flanken des Kalkbergs vor, sowie daraus resultierend eine Verlegung der Zufahrtsstraße auf die neue Anschüttung.

Seit der Trennung von Dr. Benner arbeitet die Stadt mit dem Büro GFP aus Duisburg zusammen. Bei den nun bereits angelaufenen Arbeiten nach den Plänen des Büro GFP wird der Berg lediglich mit einer Folie abgedeckt und diese wiederum mit einer dünnen Erdschicht bedeckt. Die notwendige Abflachung der Haldenhänge möchte man durch ein neuerliches Anschneiden der Ringwälle erreichen, also den Berg nach oben abflachen, statt seinen Fuß zu verbreitern.

Das bedeutet im Klartext: Der nach außen drückende Kalkpudding im Inneren bekommt nicht nur kein Gegengewicht, das ihn zurückhält, sondern die ohnehin unzulänglichen Ringwälle, die die Masse in den vergangenen Jahrzehnten nordürftig zusammen hielten, werden nun abermals angeschnitten und geschwächt, eine Vorgehensweise, die Dr. Benner schon beim Bau der Zufahrtsstraße als absolut unverantwortlich gebrandmarkt hatte (das Foto im Anhang zeigt die aktuellen Arbeiten am Kalkberg mit dem neuerlichen Anschnitt der Ringwälle).

Wir können über die Gründe für diese „Sanierung light“ nur spekulieren, vermuten aber, dass den Verantwortlichen klar geworden ist, dass die Sanierung nach den Plänen von Dr. Benner so teuer geworden wäre, dass sie politisch schwer durchsetzbar geworden wäre. Stattdessen verfährt man lieber nach dem Prinzip „Fakten schaffen“, in der berechtigten Annahme, dass spätere Nachbesserungen leichter durchzusetzen sind als große, einmalige Finanzierungssummen. Dass man damit die Sicherheit der Bevölkerung aufs Spiel setzt, und zwar sowohl die der direkten Anwohner, die bei einem Erdbeben der Stärke Roermond zu den Leidtragenden zählen könnten als auch diejenige der gesamten Stadtbvevölkerung, der auf absehbare Zeit eine verlässliche und dauerhaft sichere Rettungshubschrauberstation fehlen wird, nimmt man dabei billigend in Kauf.

Das Gutachten samt Anhängen und der dazugehörigen Beschlussvorlage finden Sie hier:

https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=69129&search=1

Dass man uns nicht falsch versteht: Auch die BI Kalkberg hatte zuletzt für einen reduzierten Materialauftrag an den Haldenflanken plädiert. Nach eingehendem Studium des statischen Haldengutachtens erschien dies durchaus möglich, allerdings nur unter der Maßgabe, dass von der 10 bis 15 Meter starken, oberen Deckschicht der Halde ca. 5 Meter abgetragen und auf die Haldenflanken umgelagert würden. Da diese Sanierungsvariante jedoch einen Rückbau der Hubschrauberstation erfordert hätte, wurde sie nie geprüft. Nun hat sich die Stadt für die gefährlichste Variante entschieden: Man belässt die volle Auflast auf dem weichen Kalkpudding und reduziert zugleich die Flankenbeschwerung auf ein absolutes Minimum.

Dass die Hubschrauberstation damit in absehbarer Zeit einmal in Betrieb genommen werden kann, ist zwar nicht ausgeschlossen, aber unsicher, zumal das Gutachten von Dr. Benner der Halde noch auf die nächsten 100 Jahre ein massives Setzungpotential bescheinigt. Sicher ist hingegen, dass ein Festhalten an der HBS auf Jahrzehnte weitere bauliche Kosten verursachen wird, dass ihre dauerhafte Betreibbarkeit stets fraglich bleiben und dass mit der unzureichenden Haldensanierung auch die Gefährdung der umliegenden Bevölkerung billigend in Kauf genommen wird (von der Zumutung eines Hubschrauberairports inmitten des am dichtesten bewohnten Sektors der Stadt einmal ganz abgesehen).

Wir bedauern daher sehr, dass der Rat der Stadt Köln am 11.7. 2017 der Beschlussvorlage 1575/2017 gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke, der Gruppen Piraten und GUT sowie bei Enthaltung von Ratsmitglied Wortmann (Freie Wähler Köln) zugestimmt hat und sich nicht dazu durchringen konnte, dem Antrag der Linken auf Abriss der Hubschrauberstation sowie auf Streichung des heuchlerischen Wortes „nutzungsunabhängig“ aus der Beschlussvorlage zu folgen.

Ausdrücklich begrüßen wir hingegen den beinahe einstimmigen Beschluss des Rates, auf der bereits 2015 vom Rat beschlossenen, eingehenden Prüfung der Alternativstandorte zu bestehen und sich hierzu von der Verwaltung bis Dezember einen synoptischen Vergleich vorzulegen zu lassen. Nun warten wir gespannt, ob die Verwaltung endlich ihre Hausaufgaben erledigen oder weiterhin versuchen wird, die Sache auszusitzen.

Die Niederschrift der entsprechenden Ratssitzung finden Sie hier, mit dem Tagesordnungspunkt Kalkberg auf den Seiten 41 bis 44:

https://ratsinformation.stadt-koeln.de/getfile.asp?id=622700&type=do&