Die Kalker Berge für die Öffentlichkeit verloren?
Kalkberg – wo ist der denn? Immernoch wissen doch tatsächlich Menschen unter uns nicht, wo der Kalkberg und seine kleine Schwester liegt. Sie liegen zwischen Buchforst und Kalk an der Kalk-Mülheimer Straße am Kreisel gegenüber von einem bekannten Musikalienhersteller. Der Kalkberg war meine große Liebe aus Industriemüll. Für alle, die ihn auch kannten und belebt haben, war er eine geheimnisvolle Oase mitten in unserer Stadt. Ein Berg, der Weite, Wildheit und Gemeinschaft symbolisierte. Das phantastische Köln-Panorama und gleichzeitig das Naturerleben in einem Wildpark: Turmfalken auf Mäusejagd, Sternschnuppennächte, Hummelflug, duftende Sommerwiese, Mauersegler Kopf an Kopf zum Mensch, Lagerfeuer, scheinbar am Ende der Welt Seit Ende 2013 baut die Stadt Köln eine Hubschrauberbasisstation (Bauende Dezember 2014) auf der ehemaligen Deponie der Chemischen Fabrik Kalk (CFK) und an die oben beschriebene Romantik erinnert im Moment nichts mehr. Ein heftiger Natozaun, der den Berg vor uns gefährlichen Kritikern der Basisstation schützt, wurde für den Berg gebaut. Dann wird der Berg gerade ummodeliert und verändert: seine Form ist nun völlig defomiert. Die Stadt Köln gemeinsam mit der Kölner Feuerwehr hat der Stadt und ihren BewohnerInnen einen eigenen Landschaftstyp „Kalkberg“ geraubt. Darüber hinaus bedeutet diese Hubschrauberstation für die rund 26.000 Menschen, die im Umkreis des Berges leben, unzumutbaren täglichen Lärm. Ich habe selber Alternativ Standorte für den Kalkberg besucht und empört festgestellt, dass nördlich von Niehl, wo einer der alternativen Standorte für die Basisstation gewesen wäre, überhaupt kein Mensch lebt und Platz gewesen wäre. Der Luftsportclub Leverkusen (LSC) hat im April 2013 seinen Flugplatz Kurtekotten als Alternativstandort erfolglos angeboten. Dieses weitgehend als Segelflugplatz und Startbahn für kleine Motorflugzeuge genutzte Areal hätte direkt an der Grenze zu Leverkusen, aber zum größten Teil auf Kölner Stadtgebiet gelegen. Das Angebot wurde der Stadt Köln zu spät unterbreitet, der Kalkberg hatte bereits gerufen. Uns, der Initiative Kalkberg, ist es in den letzten zwei Jahren durch einige Spektakuläre Aktionen gelungen, auf die Einzigartigkeit des Berges aufmerksam zu machen. Ich erinnere nur in Stichworten an die Riesenbuchstaben Kalkberg.org, die man vom Autobahnzubringer lesen konnte, unserer Pferdeaktion: „Hilfe, ein Pferd läuft durch Kalk auf den Berg“ – ein weißer Schimmel galoppierte von Kalk Post auf den Berg und alle Kinder durften sich auf ihm photographieren lassen, Aufstellung der Panorama Tafeln und „der längste Desch auf dem Berg“. Unsere lustige, laute, skurille Parade mit Kwaggawerk bei strömendem Regen und die Kundgebung mit viel Musik und Spaß unter der Brücke. Das Theater Utopia Kalk von den Rheinischen Rebellen, die das Herz von Utopia Kalk auf unseren kleinen Berg gelegt haben und die Kalkberg Kneipen bis zum frühen nächsten Morgen mit tiefgründigen und nichtigen Gesprächen und vielen Begegnungen am Lagerfeuer. Unser letztes Aufbäumen auf dem noch unhingerichteten Berg: das Kalkberg Camp. Mit all diesen Aktionen ist es uns gelungen auf den Berg aufmerksam zu machen und auf dem Kalkberg haben viele tolle Menschen unvergessliche Erlebnisse gehabt. Dann möchte ich an den einzigartigen Film von Rami Hamze erinnern, der unseren Berg in den Film-Focus gerückt hat. Wir haben durch den Film“ Der große Demokrator“ zwar kein Geld für unser Kalkberg Karussel bekommen, aber viel Sympathie und Bilder von unserem Berg in einem vielbeachteten und oft gesehenen Film. Durch unsere positiven Aktionen hat die Stadt Köln dem Druck der „Kalkberger“ nachgegeben und als Reaktion auf unsere Stimme den Kalker Landschaftsarchitekten Matthias Lill mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die zum Ergebnis hatte, dass der Berg zugänglich sein kann, auch wenn der Hubschrauber dort oben fliegt. Die in der Studie vorgeschlagene Aussichtsplattform (600.000,-) wurde vom Rat jedoch als vorläufig nicht finanzierbar abgelehnt bzw. auf unbestimmte Zeit verschoben. Wir von der Bürgerinitative haben viel günstigere Ideen und Vorschläge, was man mit dem Rest-Kalkberg und auch seiner kleinen Schwester, dem kleinen Kalkberg machen kann. Abenteuerspielplatz, Aufenthaltsort für die Städter, Rutsche, Radweg-Verbindung zwischen den Bergen, Wildpark und unser handbetriebenes Karussel auf dem Berg…… Im Moment interessiert sich kein Amt der Stadt für die Nutzung des Berges. Er wird nach der Fertigstellung der Basisstation in die Hände des Liegenschaftsamtes gelegt und das Amt hat keine Pläne mit dem Berg. Damit der Berg ein öffentlicher Raum wird, muß die Politik den Anstoß geben und wir werden am Ball bleiben. Es ist unglaublich, dass sich bereits seit einem halben Menschenleben, nämlich seit den frühen siebziger Jahren, Menschen für die Öffentlichmachung der Berge einsetzen und es nie geschafft haben. Als wenn es darum ging, einen neuen Planeten zu „bewohnen“. Wir müssen befürchten, dass die schützende Hand der Nannystadt uns vor den Gefahren des Berges verschonen möchte und der Zaun bleibt. Dem möchten wir entgegensetzen, dass wir durch die Begehbarmachung der Berge Lebensqualität gewinnen und glücklichere Kalker und Kölner sein werden. Wir von der Bürgerinitiative Kalkberg werden die Stadt Köln weiterhin an ihr Versprechen erinnern, dass der Kalkberg ein Öffentlicher Raum wird. Auch wenn ein schöner Teil des Berges mit Blick nach Westen auf den Dom nicht zugänglich ist und der Berg sich komplett verändert und durch den Straßenbau und die Beleuchtung seine Attraktivität erstmal verliert: Ich habe in den letzten zehn Jahren oft erlebt, wie die Bergpflanzen sich nach einem Kahlschnitt innerhalb einer Vegetationsperiode wieder erholt haben. Die Zäune müssen weg und es ist wichtig, daß wir auf dem RestKalkberg und dem kleinen Kalkberg etwas machen. Icin herkese, Kalkberg für alle! Christiane Niesel |