Kalkberg – ein Fass ohne Boden?
Liebe Kölner, gestern wurde im Gesundheitsausschuss des Rates der dritte Zwischenbericht des Gutachterbüros Grün zum Kalkberg vorgelegt. Die Erkenntnisse sind katastrophal und übersteigen sogar noch die Befürchtungen, die wir von Anfang an hatten. Dass die flächendeckende Rodung des Kalkbergs (die BI berichtete) von der Feuerwehr und dem Stadtdirektor als „Rückschnitt“ verharmlost wurde, erntete zwar ungläubiges Kopfschütteln, verkam angesichts der verheerenden Meldungen zur Haldenstatik und zur Umweltbelastung jedoch beinahe zum Nebenschauplatz. Diese attestieren dem Berg zahlreiche „unkalkulierbare Risiken“ und das Gutachten wagt es auch nicht mehr, eine Aussage zu einer zukünftigen Betreibbarkeit der Hubschrauberstation zu treffen. Angesichts dieser Situation und der von der Feuerwehr in der vorhergehenden Pressekonferenz genannten Kosten von 5 bis 10 Millionen Euro für die Haldensanierung plus 3 bis 6 Millionen für die Hangarsanierung- und Fertigstellung, gehen wir davon aus, dass sich das Thema erledigt hat und 11 Jahre Kampf endlich ein Ende haben. Im nachfolgenden Pressespiegel sind die wichtigsten Fakten präzise geschildert. Zu bedenken geben möchten wir allerdings noch Folgendes: Feuerwehr und Stadtdirektor waren gestern äußerst bemüht, die Haldensanierung, wie sie sie sich vorstellen, in vollem Umfang als „Sowiesomaßnahme“ darzustellen, die zu geschehen habe, egal, ob man dort eine Hubschrauberstation baut oder nicht. Wir halten das nach wie vor für ein taktisches Manöver und einen letzten verzweifelten Versuch, die Kosten für die Betriebsstation so weit wie möglich in die sogenannten Sowiesokosten zu verschieben. Wir betonen deshalb nochmals, dass eine Haldensanierung ohne Hubschrauberstation selbstverständlich bedeutend einfacher ausfallen kann als mit Hubschrauberstation und wir danken dem Ausschuss für sein bohrendes Nachfragen zu diesem Thema, insbesondere in Hinblick auf die nur unter größtem Aufwand zu stützende Zufahrtsstraße. Wir erinnern auch daran, dass der Kalkberg 40 Jahre lang offenbar nicht nach allen Regeln der Kunst geschüttet da stand – ohne Zwischenfälle! Dass sich hier zwar womöglich früher oder später auch so Handlungsbedarf ergeben hätte, ist nicht auszuschließen, aber niemals in diesem Umfang. Dem dichten Bewuchs der Nord- und Westflanke des Kalkbergs, der nun gerodet ist, wurde von den zuständigen Ämtern zudem stets eine stabilisierende und aufgrund seiner Abdeck- und Verdunstungsfunktion auch Schadstoffentlastende Wirkung bescheinigt! Wer diesen Bewuchs entfernt und hinterher dringenden Handlungsbedarf anmeldet, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen! Dass man darüber hinaus bei der Stadt Köln mit nicht sachgerecht geschütteten und zugleich nicht öffentlich zugänglichen Halden auch recht lässig und unaufgeregt umzugehen bereit ist, beweist der Zustand des gegenüber liegenden „kleinen Kalkbergs“, der aus dem gleichen Material besteht wie der große Kalkberg und von dem regelmäßig größere Partien abrutschen. Man muss die Nachlässigkeit, die dort an den Tag gelegt wird, nicht begrüßen, aber der Kontrast zwischen dem Aufwand, der am großen Kalkberg angeblich betrieben werden muss und der Lässigkeit, mit der man den Hangrutschungen am kleinen Kalkberg zuschaut, ist doch auffällig und unserer Meinung nach nur mit der Bestimmung des großen Kalkbergs zum Standort der Hubschrauberstation zu erklären. Wenn wir für den großen Kalkberg ohne Hubschrauberstation statt der genannten 5-10 Mio. Euro Kosten für die Haldensanierung also mal realistische 1 bis 2 Mio. Euro (inklusive Abrisskosten für die Station) annehmen, spart man hier immernoch 3 bis 7 Millionen Euro. Wenn wir dazu noch die von der Feuerwehr genannten 3 bis 6 Millionen Euro für die Hangarsanierung addieren, ergibt sich ein Betrag von 6 bis 13 Millionen Euro, der an einem „normalen“ Standort für zwei Hubschrauberstationen reichen würde, für die auch ein Gutachter seine Hand ins Feuer legen mag. Eine Freigabe der von Stadtdirektor Guido Kahlen beantragten 190.000 Euro alleine an Planungskosten für die Haldensanierung sollte deshalb nur geschehen, wenn zugleich der endgültige Baustopp beschlossen wird. Nur so kann die Politik sicher gehen, einerseits die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten und zugleich das erpresserische Spiel, das mit dem Abtrag der Haldenkuppe seinen Anfang nahm und nun fortgesetzt werden soll, zu beenden. Wir gehen jedoch ohnehin davon aus, dass angesichts der in dem jüngsten Zwischenbericht benannten „unkalkulierbaren Risiken“ sowie der Kostenlage die Bereitschaft, die Hubschrauberstation auf dem Kalkberg zuende bauen zu lassen, in der Politik sowie der Stadtgesellschaft gegen Null gesunken ist. Da die Suche nach Alternativen sich zugleich offenbar hoffnungsvoller gestaltet, als es aus dem Munde der Feuerwehr zu erwarten war, erwarten wir die endgültige Aufgabe des Standorts Kalkbergs in Bälde. Oder, um es mit den launischen Worten des Ausschussvorsitzenden zu sagen: „Man sollte aus dem Sattel steigen, wenn man merkt, dass das Pferd tot ist!“ Hier noch der Pressespiegel: http://www.rundschau-online.de Mit freundlichen Grüßen, für die BI Kalkberg, Boris Sieverts |