Wer jemals dort oben war, weiß: Darüber kommt nur noch der weite Himmel. Und er weiß auch: Hier oben ist man fast immer alleine. Denn ausgelastet ist die Messe nur an wenigen Tagen im Jahr und die übrige Zeit geschieht hier oben: Nichts. Eigentlich mutet das ganze jetzt schon an wie ein riesiger Flughafen in Hochlage
Zu den prädestinierten Standorten für eine Hubschrauberbasisstation nach dem neuen Konzept für die Kölner Luftrettung gehören die Parkdächer der Kölner Messe, deren immense Parkflächen über 90 Prozent des Jahres nur teilweise oder gar nicht genutzt sind. Sie liegen noch zentraler als der Kalkberg, sind über eigene Auf- und Abfahrtsrampen an die Stadtautobahn ebenso wie an das Stadtstraßennetz verkehrlich besser angebunden als dieser, bieten einen gefällefreien und zugleich ebenfalls erhöhten Standort und grenzen in einem Radius von 600 Metern an keinerlei Wohnbebauung. Eine Anfrage durch die Stadt Köln, die sich offenbar nicht auf die eigentlichen Parkdecks, sondern lediglich auf den bereits vorhandenen Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Kongresszentrums bezog, lehnte die Messe im Dezember 2011 mit einem nicht einmal halbseitigen Schreiben ab. Als Argument nennt sie Statik, Platzmangel sowie fehlende Genehmigung für regelmäßigen Betrieb. Statik und Platzmangel mögen für das Dach des Kongresszentrums, das nie mit Fahrzeugen befahrbar war, durchaus gelten, nicht aber für die 13 Hektar Messedächer, die als Parkdecks von tonnenschweren LKWs befahren werden und auf denen bereits heute niedrige Aufbauten für Gebäudetechnik und Zugänge stehen. Und dass für eine Basisstation keine Betriebsgenehmigung in der Schublade liegt, wenn man hier bisher nur einen Landeplatz hatte, ist genauso selbstverständlich wie die Tatsache, dass man eine solche Genehmigung für jeden neuen Standort ebenso beantragen muss, wie das für den Kalkberg geschehen ist. Dem Schreiben der Messe liegen im Übrigen keinerlei statische Gutachten oder andere Unterlagen bei. Die „Prüfung“ dieses Standorts durch die Stadt Köln beschränkte sich auf eine Anfrage nach der am wenigsten geeigneten der in Frage kommenden Flächen und begnügte sich mit einem telegrammartigen Ablehnungsschreiben. Als die BI Kalkberg den gesundheitspolitischen Sprecher der Grünen im Rat, Stefan Peil, am 29. Februar 2012 darauf ansprach, sagte er zu, angeblich vorhandene genauere Unterlagen der Messe nachzureichen. Auf eine Erinnerungsmail der BI antwortete er dann: „Die Anfrage wegen der Messe ist raus. Dabei hat sich heraus gestellt, dass die Situation noch mal untersucht werden soll, weil die letzte Prüfung nun schon länger her ist.“
Auf die Antwortmail der BI vom 6. März, in der an die zugesagte Einsicht auch in die angeblich vorhandenen älteren Unterlagen erinnert wird, hat die BI bis heute keine Antwort erhalten. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Und wer soll unter diesen Umständen das (voraussehbare) Resultat der angekündigten „neuen Untersuchung“ noch ernst nehmen? Der Eindruck, dass das Absageschreiben der Messe entweder „bestellt“ war oder zumindest mit Erleichterung aufgenommen wurde, da der Kalkberg als Standort für die Basisstation nie ernsthaft in Frage gestellt werden sollte, drängt sich auf. Wir erwarten von der Stadt Köln, sich von ihren eigenen direkten oder indirekten Angestellten (denn dazu gehört die Geschäftsführung der Kölner Messe), nicht mit telegrammartigen Ablehnungsschreiben abspeisen zu lassen, sondern ein statisches Gutachten zu verlangen oder selber erstellen zu lassen, das sich im Übrigen nicht auf die denkbar ungeeignetsten, sondern auf die naheliegenden und technisch geeigneten Areale der Messe bezieht. Dass die Stadt durchaus in der Lage ist, ihre Interessen bei der Messe durchzusetzen, hat sie beim Verkauf der Messehallen Ost an RTL eindrucksvoll bewiesen. Warum darf die Messe mit ihrer Lobby über die Ruhe und das Wohlergehen von 25.000 Menschen entscheiden? Dass die Messe das Anliegen einer Hubschrauberbasisstation nicht freiwillig und mit offenen Armen empfangen würde, konnte man sich denken, nach allem, wie sie sich bisher als städtischer Akteur, z.B. beim Abriss des Barmer Blocks mit 280 Wohnungen oder beim Verweigern des Zugangs zum Rheinpark anlässlich der Messe-Norderweiterung, verhalten hat. Dass ein städtisches Unternehmen in zentraler Lage sich dauerhaft und häufig ohne Not jeglicher gesamtstädtischer Verantwortung entzieht als läge es irgendwo auf der grünen Wiese, ist unerträglich und macht „ihre“ Messe immer mehr Kölnern, besonders jenen von der rechten Rheinseite, zu einem feindlichen Areal. Wenn die Messe in dieser zentralen Lage bleiben will, muss sie sich doppelt kodieren lassen und neben ihrer Businessfunktion auch gesamtstädtische Interessen berücksichtigen! Wenn sie ein autistischer Monolith bleiben möchte, gehört sie an den Stadtrand, wie die Messen in Leipzig, Hannover, München und andernorts!